Arequipa & Umland

Unser letztes großes Ziel in Peru vor unserer Einreise nach Bolivien war Arequipa und das umliegende Canyon-Gebiet. Umgeben vom kegelförmigen Vulkan El Misti (5.822m) und dem zerklüfteten Chachani (6.075m), bietet die zweitgrößte Stadt Perus (905.000 Einwohner) zahlreiche Outdoor-Aktivitäten. Wir mieteten uns jedoch erstmal ins Hostal, welches später von Argentiniern und Chilenen überflutet werden sollte, ein und erkundeten die Stadt. Es ist wie so oft in Südamerika: Reiseführer versprechen eine grandiose Kolonialstadt, in der man seinen Aufenthalt gerne verlängert. Auf den ersten Blick traf dies auch auf Arequipa zu. Wunderbare Gassen mit restaurierten Gebäuden zeichneten das Zentrum der „Weißen Stadt“ aus (die Namensgebung erfolgte wegen des am Chachani geförderten und beim Aufbau verwendeten Vulkangesteins „Sillar“). Doch die Probleme vieler südamerikanischer Städte beginnen außerhalb des Plaza Armas oder Plaza Mayor, den Hauptplätzen der Stadt: Zerfallene Häuser, schlechte Infrastruktur, erhöhte Kriminalität, etc. So weitet sich Arequipa immer mehr ins Umland aus, da Menschen aus allen Himmelsrichtungen in die Stadt stürmen, um Arbeit zu finden. Folge sind kleine Slums, die sich an den Hängen der Stadt bilden.

Unser erster Ausflug führte uns schließlich einem der tiefsten Canyons der Welt. Die 2-tägige Colca-Canyon-Tour führte von Arequipa über einen 5.000m hohen Pass und entlang von 6.000m hohen Vulkanen Richtung Cabanaconde, dem Startpunkt unserer Wanderung. Zuvor hatten wir die Möglichkeit am Cruz der Condor, Andenkondore zu bewundern. Das einzige, was zuerst zu bewundern war, waren jedoch Herrscharen von Touristen. Innerlich hatte ich da mit der Tour schon abgeschlossen. Wenn nur ein Bruchteil der Leute den Trek machen würde, so wäre der Weg heillos überfüllt. Schlussendlich waren jedoch nicht mehr als 4 Gruppen unterwegs und Touristengerangel blieb daher aus. Das zweite Mal Bedenken bekam ich jedoch beim Anblick unserer Gruppe, die aus einer 6-köpfigen französischen Familie, einer Brasilianerin, einem Koreaner und uns bestand. Aber spätestens als Soni, unserer 4-sprachiger Asiate, den ein oder anderen flotten Spruch von sich ließ und die 3 französischen Mädels eher wie flinke Gazellen, denn wie träge Mulas den Hang herunter sprinteten, waren alle Bedenken ausgeräumt. 1.000 m Abstieg folgten mehrere Kilometer bergauf/bergab Wanderung. Die Belohnung folgte nach gut 7 Stunden beim Anblick der Oase, in der wir unsere Nacht verbringen durften. Nach verdienter Abkühlung im Pool ließen wir den Tag mit einem kurzatmigen Abend ausklingen. Früh ging es ins Bett, denn es folgte bereits um 5 Uhr morgens ein 1.000 hohen Anstieg. Diesmal hatte ich Flöhe im Hintern und so setzte ich zu einem kleinen Sprint an, ließ alle Konkurrenten hinter mir und erklomm in 1.30 Stunden den Gipfel. Perfektes Training für eine weitere Herausforderung, die auf mich warten sollte… Zuvor fuhren wir jedoch durch zahlreiche Andendörfer, hielten an thermalen Quellen und hielten Ausschau nach Alpacas, Lamas und Vikunjas. Auf dem Weg zurück bekam ich dann die freudige Nachricht, dass ich direkt am nächsten Tag zur Gipfelbesteigung des Chachani aufbrechen durfte. Für einen Cocktail mit unserer Reisegruppen blieb jedoch noch Zeit. Wer weiß, ob es der letzte ist…

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Unsere wagemutige Wandertruppe bestand schließlich aus 8 Männern aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Spanien und Ungarn. Wirklich heroisch ist die Besteigung des Chachani jedoch nicht, schließlich gehört er zu den am einfachsten zu besteigenden 6.000ern der Welt. Ohne zusätzliches Equipment wie Eispickel oder geführt von einer Seilschaft lässt sich der Gipfel in 2 Tagen besteigen –eine gute Akklimatisierung vorausgesetzt. Zudem kommt, dass man mit dem Jeep auf ca. 5.000 hochgefahren wird. Nur 200 Höhenmeter legten wir am Nachmittag umgeben von imposanter Umgebung zurück. Ich teilte mir mein Zelt mit einem baskischen Spanier, der jedoch in der Nacht kein Auge zu tat. Sowohl Zelt als auch Schlafsack ließen sich nicht schließen, so dass er bibbernd die Nacht verbrachte. Aber was heißt schon Nacht? Ins Bett ging es bereits um 6, geweckt wurden wir kurz nach 1. Einige bayrische Mitstreiter sahen in der Gipfelbestürmung aber offensichtlich keine große Herausforderung. Kurz bevor sie begannen Schafe zu zählen, genehmigten sie sich noch eine Bong – vielleicht aber auch als leistungssteigerndes Mittel!? Ich konnte es gar nicht abwarten, die beiden leiden zu sehen. Für solch selbstgemachtes Leid hab ich selten Verständnis. So kam es dann auch beim ca. 5 stündigen Aufstieg. Während die meisten Wanderer keinerlei Probleme verspürten, waren ein Bayer und ein weiterer Deutscher kurz vor dem Aufgeben. Aber schließlich sollten wir alle für die Mühen entlohnt werden. Auf dem Gipfel ergab sich kurz nach Sonnenaufgang ein beeindruckendes Panorama mit Blick auf Arequipa, den EL Misti und weit entfernte schneebedeckte Bergketten. Fazit: Die Strapazen haben sich allemal gelohnt und nun wartet ein 7.000er auf seine Erklimmung!!!

Sven

Eine Antwort zu Arequipa & Umland

  1. Maxi schreibt:

    Sehr schöner Bericht und super schöne Photos!

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